Die Eröffnung der Westerbach-Apotheke am 31. Oktober 1963 beruht auf einer langen Tradition des Apothekerberufes in der Familie.
Begonnen hat sie mit Emil Schramm, dem Großvater mütterlicherseits von Dr. Wolfgang Wiechula.
Emil Schramm - Apotheker
Emil Schramm wurde am 7. September 1861 in Greifenberg/Pommern geboren. Nach Lehr- und Studienjahren erlangte er 1885 in Dresden den Pharmazeutischen Approbationsschein.
Ab Oktober 1889 pachtete er in Hannover für sechs Jahre (und einen Zins von RM 6.500,-) eine Thee- Droguen- und Farbwaaren- Handlung. Hier lernte er auch Julie Bewie kennen, die er 1891 zum Traualtar führte. Im Laufe der Jahre wurden fünf Kinder geboren: Emil 1892, Karl 1893 beide in Hannover, Elisabeth 1896 in Nienburg/Weser, Gertrud 1899 in Berlin und Vera 1904 in Dortmund.
Der bevorstehende Pachtablauf sollte eine Veränderung in Richtung eigene Apotheke bringen. Emil Schramm kaufte sie 1895 in Nienburg/Weser, wo die Familie 1895 - 1897 lebte.
1914 bestand Karl Schramm, einer der beiden Söhne von Emil Schramm und der Onkel von Dr. Wolfgang Wiechula, in Magdeburg die Pharmazeutische Vorprüfung. Anschließend nahm er eine Stellung als Provisor in einer Apotheke in Lippe an. Der 1. Weltkrieg brach aus, und die Söhne Emil und Karl mussten ins Feld ziehen, aus dem beide nicht zurückkehrten.
Die Universitäten waren aber noch nicht wieder eröffnet bzw. zum Teil durch Bomben zerstört. So musste eine Zeit überbrückt werden, um eine Universität besuchen zu können. In dieser Zeit kam Wolfgang dann zur Berufswahl des Apothekers und trat 1946 eine Lehrstelle als Apothekerpraktikant bei Fritz Koehler in der St. Hubertus-Apotheke in Berlin-Schöneberg an. Es war eine schwere Zeit des allgemeinen Aufräumens und Aufbaus. Die Medikamente wurden von der pharmazeutischen Großhandlung Hageda in Rucksäcken oder Karren abgeholt. Die zwei Lehrjahre vergingen schnell, und 1948 bestand Wolfgang das Pharmazeutische Vorexamen.
1948 wurde die Freie Universität in Dahlem im westlichen Teil Berlins gegründet. Wolfgang konnte sich übergangslos nach dem Vorexamen für das 1. Semester im Fach Pharmazie an der FU Berlin immatrikulieren. Im Oktober 1951 legte er das Staatsexamen ab und erhielt anschließend die Bestallung als Apotheker.
Im Mai 1952 heirateten Wolfgang Wiechula und Helga Hadamik. Am 4. Mai 1953 kam Jochen zur Welt und, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte, er sollte die vierte Generation als Apotheker in der Familie werden.
Nach etwas Geldverdienen in der Wettiner-Apotheke in Berlin-Wilmersdorf bei "Opa" Gerth, so nannten die Mitarbeiter ihren Chef hinter seinem Rücken, folgte für Wolfgang eine Anstellung als Assistent am Pharmazeutischen Institut der FU Berlin. Unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Schenck arbeitete Wolfgang an einer Dissertation. 1955 folgte die Promotion mit anschließender Anstellung bei den Farbwerken Hoechst in Frankfurt.
Die Geschichte der Westerbach-Apotheke - Teil I
Hier und da äußerte Dr. Wolfgang Wiechula den Wunsch, eine eigene Apotheke gründen zu wollen. Es gab Ansätze für eine Pacht der Rhein-Apotheke in Berlin-Steglitz und für eine Neugründung in Frankfurt-Zeilsheim. Beides zerschlug sich aber. Im Sommer 1963 wurde dann ein Ladengeschäft in Frankfurt-Sossenheim interessant. Es handelte sich um die ehemaligen Räume der Sossenheimer Volksbank in der Westerbachstraße 293.
Am 15. August 1963 unterschrieb Dr. Wolfgang Wiechula einen Mietvertrag über 20 Jahre. Sein langgehegter Wunsch ging endlich in Erfüllung. Nun begann die Arbeit: Kreditangebote einholen, Aufträge für die Einrichtung und einen Teilumbau der Räume vergeben, pharmazeutische Geräte und eine Erstausstattung an Arzneimitteln bestellen und schließlich auch Überlegungen zur Namensgebung der Apotheke anstellen. Soll sie nun Sossenheimer -Taunusblick- oder Westerbach-Apotheke heißen ?
Bild aus dem August 1963 kurz vor der Eröffnung
Letzterer Name war naheliegend, denn die Geschäftsräume lagen ja in der Westerbachstraße.
Nach und nach wurde die Einrichtung eingebaut, sodass sich die vorher leeren Räume langsam in eine Apotheke verwandelten. Dank der acht Ziehschränke, 1963 eine Neuheit, und weiterer großzügiger Schränke, gab es zu Anfang viel Platz. In zwölf Alphabete nach den verschiedenen Darreichungsformen wurden die Arzneimittel aufgeteilt und einsortiert.
Bis zum 30. Oktober, dem Tag der Eröffnungsrevision durch die Herren Pharmazieräte Dr. Küster und Dr. Schwital, war alles geschafft. So ging der große Wunsch der eigenen Apotheke mit der offiziellen Eröffnung am 31. Oktober 1963 in Erfüllung.
In den folgenden Jahren leitete Dr. Wolfgang Wiechula mit guter pharmazeutischer Sachkenntnis, viel Geschick und Umsicht die Westerbach-Apotheke. Er pflegte Kontakt zu allen Teilen der Bevölkerung und war seinen Mitarbeitern stets ein vorbildlicher Chef. Einigen approbierten, meist in der Industrie beschäftigten Kollegen, ermöglichte er, meist lange Zeit nach dem Studium, wieder die Situation in einer öffentlichen Apotheke zu erleben. Sie waren dadurch in die Lage versetzt, eine eigene Apotheke zu eröffnen. Es wurden viele Apothekerpraktikanten, PTAs und Helferinnen ausgebildet.
Alles lief glatt, reibungslos und stetig bergauf bis zum 19. August 1976, dem Tag des plötzlichen Todes von Dr. Wolfgang Wiechula in Folge eine Autounfalls. Der Apothekenbetrieb musste trotz seines Todes weiterlaufen. Für ein Jahr verwaltete daraufhin Frau Apothekerin Dr. Lieselotte Hartmann die Apotheke, und am 15. August 1977 pachtete Herr Apotheker Rolf-Dieter Dietz die Westerbach–Apotheke, die er bis zum 30. April 1982 leitete.
Jochen Wiechula – Apotheker in 4. Generation
Der am 4. Mai 1953 geboren Sohn Jochen, der 1973 sein Abitur machte, hatte die ernste Absicht in die Fußstapfen des Vaters Dr. Wolfgang Wiechula zu treten und Apotheker zu werden. Im Herbst 1976, nach sechs Semestern Chemie, bekam er einen Pharmaziestudienplatz zuerst in Marburg. Nach einem Semester wechselte er wieder in seine Geburtsstadt Berlin zurück. Dort legte er im November 1980 u. a. bei Prof. Dr. Karl-Heinz Frömming (Konsemester von Vater Wolfgang) sein Staatsexamen ab und erhielt dann im Januar 1981 die Approbation als Apotheker.
Inzwischen hatte Jochen praktische Erfahrungen bei Herrn Apotheker Jochen Wortmann in der Tauentzien-Apotheke gesammelt und nach der Approbation arbeitete er noch über ein Jahr bei Frau Apothekerin Helga Steputsch in der Schäfer's-Apotheke.
Die Geschichte der Westerbach-Apotheke - Teil II
So konnte Jochen Wiechula dann am 1. Mai 1982 die väterliche Apotheke übernehmen. Sie war nun wieder in Familienleitung. Es zog ein junger, frischer Elan in die Räume und schon nach zwei Jahren im Sommer 1984 wurde der Offizin-Bereich vollkommen neugestaltet. Mit etwas Wehmut und alten Erinnerungen verbunden, musste die Palisander - Einrichtung, sie ist nur noch in der Rezeptur vorhanden, den modernen Schubladenschränken, Handverkaufstischen, Frei- und Sichtwahlregalen weichen. Um weitere Schubladenschränke einbauen zu können, wurde das Büro in das Souterrain verlegt und ins Nachtdienstzimmer integriert. Die Kunden waren über den Umbau begeistert, wenn auch einige wenige die Nostalgie aus der Offizin verbannt sahen.
Bild aus dem Jahr 1986
Eine weitere Neuerung war 1986 die Anschaffung eines Personal-Computers zur Warenbe-wirtschaftung und Arzneimittelinformation. Und auch in den Jahren seit 1982 wurden wie vorher schon, wieder einige Apotheker-praktikanten und Helferinnen ausgebildet. 1988 wurden aus Anlass des Jubiläums „25 Jahre Westerbach-Apotheke“ zwei Veranstaltungen durchgeführt. Bei der ersten waren alle Mitarbeiter der Westerbach-Apotheke eingeladen, bei der zweiten wurden Freunde und Kunden mit Speisen und Getränken verwöhnt.
1998 wurde die Westerbach-Apotheke total renoviert. Die Offizin wurde vergrößert und umgestaltet. Zwei Kassenarbeitsplätze wurden geschaffen und im Keller wurde ein Warenlagerautomat der Firma ROWA aufgestellt.
Dadurch war eine völlig andere Beratung möglich, da dem Kunden nicht mehr der „Rücken“ zugekehrt werden musste. Alle Mitarbeiter hatten nun wesentlich mehr Zeit für das Beratungsgespräch. Auch die Lieferfähigkeit wurde erhöht, da mit dem Automaten jederzeit eine Inventur möglich ist und so regelmäßig ganz schnell nicht vorrätige Arzneimittel erkannt werden, die eigentlich im Lager vorhanden sein müssten. Die permanente Inventur hat natürlich auch betriebswirtschaftliche Vorteile.
Die anfängliche Skepsis der Mitarbeiter gegenüber dem neuen automatischen Warenlager im Keller wich schnell, da die Vorteile klar erkannt wurden. Die tägliche kilometerlange Laufarbeit hatte ein Ende, kann man die Kunden doch jetzt fast aus dem Stand bedienen. Dadurch zog eine große Ruhe hinter dem HV-Tisch ein. Viele Handelsvertreter bestaunten dies, waren sie doch aus anderen Apotheken gewöhnt, dass es dort zum Teil sehr hektisch zugeht, wenn viele Mitarbeiter durcheinander wuseln und Schubladen aufziehen und wieder verschließen. Im gleichen Jahr wurde eine neue ISDN-Telefonanlage mit Telefonen in nahezu jedem Raum der Apotheke installiert. Dazu gehört auch der Anschluss des Warenwirtschaftsrechners direkt an die ISDN–Leitung zur Bestellübermittlung an den Großhandel und die pharmazeutische Industrie sowie zur Fernwartung der Hard- und Software durch Pharmatechnik. Natürlich sind seitdem auch Electronic - Cash, Internet-Anschluss in DSL-Geschwindigkeit mit E-Mail-Übertragung und Electronic-Banking vorhanden.
Im Jahre 2002 wurde der Offizin-Bereich nochmals umgebaut. Jetzt gibt es einen dritten Kassenarbeitsplatz und eine vergrößerte Sichtwahl. Am 1. Mai 2002 feierte Jochen Wiechula das 20-jährige Jubiläum als Apotheker in der Leitung der Westerbach-Apotheke. Im Jahr 2003 wurden endlich die Gestaltung einer Website und der Auftritt im World Wide Web mit der Möglichkeit zur Bestellung von apothekenüblichen Produkten, zu deren Versand und zur Vorbestellung von Arzneimitteln abgeschlossen. Nun hatte der Kunde die Wahl zwischen Bestellmöglichkeiten per Telefon, per FAX, per Online-Shop oder per E-Mail.
Am 31.Oktober 2003 hatte die Westerbach-Apotheke 40 Jahre für die Kundschaft geöffnet, und dabei hatte das Team der Apotheke die Bevölkerung viele Jahre verantwortungsbewusst mit Arzneimitteln versorgt.