8.Dezember

Das Brauchtum der Kerbeburschen entstammt bekanntermaßen aus den liturgischen Feierlichkeiten
der „Kirchweih“. Das Kirchweihfest, welches in Sossenheim traditionell am ersten Sonntag des Monates Oktober im Rahmen der Heiligen Messe gefeiert wird, bildet seither Mittelpunkt zur Ausrichtung der jeweiligen Kerb.

Frühste Aufzeichnungen über den Brauch der „Kerb“ kann man in der Sossenheimer Zeitung Nr. 82 vom 14. Oktober 1908 gedruckt entdecken. Indizien aus den angeführten Aufzeichnungen, Wortverwendungen „wie üblich, bekanntermaßen“ sprechen jedoch dafür, dass die Wurzeln der Kerb noch wesentlich früher geschichtlich zu manifestieren sind.

Insgesamt war man drei Jahre „Kerbeborsch“. Zunächst einfacher Kerbeborsch, anschließend „vize“ Kerbeborsch und im dritten Jahr „ex“ Kerbeborsch. Ein jeder Jahrgang veranstaltete einen Kerbetanz (meist im Tanzsaal der jeweiligen Stammkneipe), stellte am Kerbesamstag den Kerbebaum auf und beendete nach Ablauf des Kerbewochenendes die Kerb in Form der Einäscherung.

Das unten stehende Foto der "Kerbebosch 1926" enthüllt gleich mehrere Dinge:
Aus der Fotografie ist exakt definierbar, in welchem Alter man früher Kerbeborsch gewesen ist. Die jeweilige Fahne zeigt den Jahrgang der Burschen, sowie das aktuelle Jahr. Aus der Subtraktion von 1926 - 1907 ergibt sich ein Alter für: 19 Jahren Vize-Kerbeborsch, 20 Jahren Kerbeborsch und mit 21 Jahren Ex-Kerbeborsch.

Ebenfalls auf dem Foto zu sehen sind die Spitzgiebelfenster des alten Volkshauses (Baujahr 1924).

Hinten v.l.: Franz Reier, Paul Noss, Anton Fay, Heinrich Zimmermann, Fritz Labonde, Karl Reidelbach, Rudolf Lisch, Hans Höfler, Peter Fay, Karl Kinkel, Alois Ruppert, Otto Kaiser, Peter Munsch
Mitte v.l.: Karl Götz, Emir Bihr, Franz Kopp, Jakob Schäfer, Alfons Noss, Hermann Krebs, Philipp Belz, Willi Reichwein, August Pleines, Karl Schüler, Wilhelm Dosch, Wilhelm Ostheimer, Ottmar Schwenzer
Vorne v.l.: Hermann Rühl, Anton Fay, Philipp Albert, Hans Trog, Karl Muth (Volkshauswirt), Ludwig Löwe, Peter Faupel, Willi Pfeifer, Willi Würth, Peter Muth

Auch heute werden diese Traditionen am Leben gehalten. Unter dem Slogan „Tradition Lebt“ verfügen die Sossenheimer Kerbeburschen e.V. über 104 Mitglieder, gestaffelt in drei Abteilungen. Zwar gibt es keine jeweiligen Jahrgänge, dennoch verfügt der Verein über „amtierende Kerbeburschen“ die dieses traditionell Brauchtum (Baumstellen, Hausbesuche, Verbrennung der Kerb) in leicht modifizierter Form am Leben erhalten. Darüber hinaus gibt es die Abteilungen der Kerbejugend sowie der Goldies.

Alle Abteilungen der Sossenheimer Kerbeburschen e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch außerhalb der Kerbezeit auf das Brauchtum hinzuweisen. Gemeinsam repräsentiert der Verein unter Einsatz aller Abteilungen die Belange der Kerb sowie der Stadt Frankfurt auf sämtlichen Brauchtumsumzügen sowie an den Fassenachtszügen. Daneben schlüpft die Mitgliedschaft alljährlich in die Veranstalterrolle des Kulturfestivals „SOOPA“.